Nofrontiere

Aus dem Leben gerissen

Als Österreich im März 1938 seine Unabhängigkeit verlor und Teil Deutschlands wurde - war das für die österreichische jüdische Gemeinschaft ein schwerer Schlag. Von diesem Moment an wurde das Verlassen des Landes zu einer existenziellen Notwendigkeit. Jüdische Bürger:innen in Österreich suchten Zuflucht und setzten alles daran, zu entkommen. 

Die Ausstellung in der historischen Säulenhalle des Parlaments, die von der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Kooperation mit dem Österreichischen Parlament realisiert wurde, erzählt die Geschichte der Emigrant:innen, die aus Österreich in ein erreichbares Land flohen.

Die Ausstellungsarchitektur fängt den Moment der Flucht ein und reflektiert das Thema des Zuhause-Seins. Was bedeutet Zuhause? Was bleibt auf der Flucht von dem eigenen Zuhause über?

Project Info

Zwei Drittel des österreichischen Judentums emigrierten, während manche Jüd:innen, die Österreich die Treue hielten, in Österreich blieben. Ihre Geschichte wird anhand der Artefakte und Gegenstände erzählt, die sie aufbewahrten und schließlich an Yad Vashem, das World Holocaust Remembrance Center in Jerusalem, schenkten. Diese Gegenstände waren ursprünglich nicht als Ausstellungsstücke für das Museum gedacht, aber im Laufe der Jahre haben sie an Bedeutung gewonnen und sind zu Symbolen geworden, die die Geschichte der Flucht aus Österreich, vor allem nach der Annexion durch Deutschland darstellen. Einige der in dieser Ausstellung gezeigten Artefakte kehren zum ersten Mal nach Österreich zurück, seit ihre Besitzer:innen das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, verlassen haben.

Das Haus ist zentrales Stilmittel der Formensprache. Besucher:innen sehen zu Beginn nur die verschiedenen Häuserfragmente, sie suggerieren das Bild einer vermeintlich friedlichen Stadt. Erst wenn sie hinter die Fassaden blicken, werden die einzelnen Schicksale deutlich. Die teils offene, teils geschlossene Ausstellungsarchitektur schafft ein Spannungsfeld zwischen dem Zuhause als Safe Space und der wachsenden Unsicherheit für Jüd:innen auch im privaten Umfeld.

In der Ausstellungsgestaltung werden die Erinnerungen der betroffenen Jüd:innen als bauliche Fragmente zusammengesetzt: Fragmentierungen der Erinnerungen, der Wohnhäuser, der inneren Zerissenheit durch die Fluchterfahrung und den Heimatverlust.